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Dienstag, 15. Oktober 2019 Bruneck/Brunico – Vintl/Vandoies 08:15-16:00 20km
Nach dem Verlassen des Ortes und Stegen mit der St. Nikolauskirche laufe ich auf einem Wanderweg über Fassing nach Lothen, Moar und Moarleite. Dazwischen bieten sich immer wieder schöne
Aussichten an und im Tal grüssen die Orte St. Lorenzen und Sonnenburg. Der letztere war eine wichtige Station am Pilgerweg mit früherem Hospiz. Hinter St. Lorenzen liegt auf einem Hügel die
Michelsburg und dahinter der Weiler Moos, wo Jakob Hutter, der Namensgeber der Hutterer um etwa 1500 geboren wurde. Bald geht's abwärts nach Kiens und auf der anderen Talseite liegt der Ort
Ehrenburg. Auf einem romantischen Pfad durch den Wald wandere ich nach St. Sigmund und auf einem Weg nach Ilstern vorbei an der Stöcklkapelle auf die andere Talseite. Weiter geht's auf dem Radweg
nach Dörfl und später über Feldwege nach Obervintl und zur "Lodenwelt" in Richtung Niedervintl. Hier gibt's Lodenwaren in allen Arten, daneben kann eine Schaukäserei besichtigt werden. Die
Temperaturen sind jetzt bedeutend milder als in den vorherigen Etappen im Hochpustertal mit Talhöhen oft über 1000 MüM.
Mittwoch, 16. Oktober 2019 Vintl/Vandoies – Brixen/Bressanone 08:15-16:45 18km
Zuerst geht's nach Niedervintl und weiter auf dem Radweg der munteren Rienz entlang zur Mühlbacher Klause, wo das Tal so eng ist dass der Platz gerade reicht für den Fluss, die lärmige
Pustertalerstrasse, die Bahnlinie und den Radweg. Die Klause diente zur Sicherung und als Zollstation. Allerdings habe ich irgendwie den ruhigeren Wanderweg auf der linken Seite des Stausees
verpasst oder er war gesperrt und gelange so auf dem Radweg nach Mühlbach. Erstmals sehe ich hier Reben und mit dem Wechsel der Landschaft fühle ich mich erstmals im Südtirol. Weiter wandere ich
auf Naturwegen nach Schabs und zum Kloster Neustift/Novacella mit der wunderbaren Basilika. Ab hier ist es ein gemütlicher Spaziergang zuerst durch Obstgärten und anschliessend entlang der
Eisack. Das heisst, dass ich das Pustertal nun endgültig verlassen habe. In Brixen besichtige ich den Dom, die Lauben und die Altstadtgassen, die Hofburg und beim Hotel Elephant verblüfft mich
nicht nur der Name sondern auch das Bild davon. Der Elephantenbulle Soliman soll 1551 hier übernachtet haben auf seiner Reise von Lissabon nach Wien, wo er ein Geschenk war für den späteren
Kaiser Maximilian II.
Donnerstag, 17. Oktober 2019 Brixen/Bressanone – Klausen/Chiusa 08:15-17:15 18km
Vom ältesten Ort Tirols geht's hinaus, zuerst zum Wirtshaus an der Mahr, dessen Wirt Peter Mayr 1810 im Freiheitskampf ebenfalls erschossen wurde. Nun steigt der Weg an zur Jakobskirche und
weiter nach Tschötsch mit der Kirche St. Clemens. Vom Talgrund her hört man dumpf die Betriebsamkeit während es auf kleinen Strässchen und Wanderwegen zwischen Rebbergen immer weiter aufwärts
geht. Die Lese und die Obsternte ist teilweise noch im vollen Gange. Kurz nach dem Furggerhof verlasse ich den Jakobsweg und gehe auf einem alten Wanderweg, einer Variante des
"Sieben-Kirchen-Weg" weiter hinauf nach Tötschling zu den beiden Kirchen St. Nikolaus und St. Johann. Hier treffe ich auf den beliebten Keschtenweg und die Via Romea auf denen es nun mehr oder
weniger eben nach Feldthurns geht, wo ebenfalls wieder der Jakobsweg dazu stösst. Wiesen, Kastanien- und Nussbäume zieren den Weg, wenn es nicht gerade durch ein Waldstück geht. In Moar in Viers
steht wieder ein schmuckes Kirchlein St. Katharina. Am Weg hinunter lädt ab und zu eine Buschenschenke zur Rast ein und bald kommt das Kloster Säben auf einem markanten Felshügel in Sichtweite.
Der Hügel war schon in vorgeschichtlicher Zeit besiedelt, war ein Sitz einer frühen christlichen Gemeinde und wird auch darum als „Wiege des Christentums“ oder heiliger Berg Tirols bezeichnet.
Seit 1687 besteht eine Benediktinerinnenabtei mit Unterbrüchen während der napoleonischen Zeit. Der Ort mit Heiligkreuzkirche, Marienkapelle, Kloster- und Liebfrauenkirche war ursprünglich der
erste Bischofssitz in Südtirol. Auf einem steilen Weg durch Rebhalden und über Treppen erreiche ich die Altstadt von Klausen. Hier in der Nähe liegt auch der Geburtsort von Walther von der
Vogelweide im Lajener Ried. Und im Jahre 1494 oder 1496 machte der 23jährige Albrecht Dürer während seiner Italienreise in Klausen Halt und skizzierte den Ort, welcher er später in seinem
Kupferstich „Nemesis oder das grosse Glück“ verarbeitete. Übrigens ist am Bahnhof noch ein Kehrviadukt der früheren Grödnerbahn sichtbar, welche in Bosnischer Spurweite von 760mm in 31 km nach
Gröden fuhr und 1960 stillgelegt wurde.
Freitag, 18. Oktober 2019 Klausen/Chiusa – Barbian/Barbiano 08:30-17:45 neu 14km
Stetig ging's aufwärts nach Villanders, wo weltweit der einzige Friedhof ist, wo die Kreuze mit den Namen vor den Blumen stehen statt wie sonst überall umgekehrt. Hier verlasse ich den Jakobsweg
respektive Keschtnweg und laufe nochmals aufwärts auf dem Wanderweg 4 nach Dreikirchen, ein kleiner autofreier Flecken mit zwei Gasthäusern. Das Juwel des Ortes sind jedoch die drei kleinen, eng
aneinander gebauten Kirchen mit erster Erwähnung im 13.Jh. Die Kirchen sind Gertrud, Nikolaus und Magdalena geweiht. Die oberhalb entspringenden Quellen führten heilbringendes Wasser und wurden
bei verschiedenen Leiden gerne besucht und schon früher bestand hier ein vorchristliches Frauenheiligtum. Schon Sigmund Freud und Christian Morgenstern liessen sich vom idyllischen Flecken
beeindrucken. Nach einer geraumen Weile breche ich auf zu den beiden imposanten Ganderbach-Wasserfällen, bevor ich am Ende des Tages Barbian mit der Jakobskirche mit dem schiefen Turm erreiche.
Die Spitze des 37 Meter hohen Kirchturms ist fast 1.57 Meter aus dem Lot – und das schon viele Jahrhunderte lang.
Samstag, 19. Oktober 2019 Barbian/Barbiano – Oberbozen 08:30-17:00 17km
Der Jakobsweg, der gleichzeitig auch der Keschtnweg ist, führt auf der wenig befahrenen Landstrasse nach Saubach mit der Kirche St. Ingenuin und Albuin und weiter nach Rotwand. Jetzt führt ein
schöner Wanderpfad auf den Hügel mit der einsamen Kirche St. Verena. Früher war es ein keltischer Kultplatz. Bald gehe ich wieder aufwärts und folge den Zeichen der Via Romea und des Jakobsweges
über Vogelhauser, Oberschlichter, Hexenbödeli und Koblmühle zur Wallfahrtskirche Maria Saal. Die nahen Waldränder leuchten in allen Farben aus dem nebligen Wetter. In Klobenstein beginnt die
Freudpromenade bis nach Oberbozen. Sigmund Freud verlebte hier oft schöne sommerliche Zeiten, wobei sich offensichtlich unerschöpfliche Lust zum Nichtstun mit seriösen Arbeiten abwechselten. Etwa
in der Mitte der Promenade liegt die Waldkirche zum hl. Josef in Lichtenstern. Sie wurde vor zwei Jahren erneuert und hat eine gute, genau durchdachte Lichtführung. Ein Fenster hinter dem Altar
gibt den Blick frei auf den dahinter liegenden Lärchenwald und ersetzt das Altarbild. Hier war auch Josef Mayr Nusser fast 60 Jahre lang begraben, der wegen Verweigerung des Eids auf Adolf Hitler
verurteilt wurde und aber bereits auf dem Transport nach Dachau in einem Viehwagen verstarb.
Sonntag, 20. Oktober 2019 Oberbozen – Bozen (Meran) 09:30-16:00 14km
Heute wähle ich nicht den direkten Weg, sondern laufe zuerst auf dem Sommerfrischeweg nach Himmelreich, zur einsamen Kirche St. Georg und St. Jakob auf einem kleinen bewaldeten Hügel und
anschliessend zu den einzigartigen Erdpyramiden im Rivellaungraben. Diese entstehen bei weicheren Erden, welche mit grossen Steinen durchsetzt sind und die dabei die darunter liegenden Erden vor
Erosion schützen. Heute Vormittag wurden grosse Teile von Bozen evakuiert, weil vor ein paar Tagen amerikanische Fliegerbomben gefunden wurden und heute entschärft und geborgen wurden. Erst wenn
die Sirenen Entwarnung ankündigen, konnte man wieder nach Bozen gehen. Ab und zu sehe ich die Markierungen der Via Romea, Keschtnweg und vom Jakobsweg. Bevor ich nun nach ganz unten laufe, mache
ich eine Schlaufe auf der Oswaldpromenade mit schönen Ausblicken auf Bozen nach St. Magdalena, dem Ort des berühmten guten Weines. Die Farben der Rebstöcke sind herbstlich, das heisst, grün, gelb
und manchmal bereits etwas rötlich je nach Lage und Sorte. In Bozen erreiche ich gerade den 4-Uhr Zug nach Meran, den ich mit meinem im Hotel erhaltenen Südtirol Guest Pass kostenlos benützen
darf.
Montag, 21. Oktober 2019 Meran (Besichtigungstag) 11:00-18:15
Nachdem der Regen aufhörte nahm ich den Bus 4 vom Bahnhof zum Schloss Trauttmansdorff. Die ausgedehnten wunderbaren und vielseitigen Gartenanlagen beeindruckten mich den ganzen Nachmittag. Es
heisst: es sind die schönsten Gärten Italiens. Auch die Besichtigung des Schlosses, wo Kaiserin Sissi bei ihren Besuchen in Meran logierte, war selbstverständlich ebenso sehenswert und die
Ausstellung über die Entwicklung des Tourismus im Südtirol war sehr interessant. Erst spät ging ich auf dem Sissi-Weg zurück in die Stadt, vorbei an den Schlössern Pienzenau, Rubein und
Rottenstein sowie dem prächtigen Ansitz Reichenbach und dem berühmten Hotel Bavaria. Vorbei am steinernen Steg und dem Sissi-Denkmal bummelte ich nachher unter den Lauben durch die Altstadt und
zur Herberge.
Dienstag-Freitag, 22.-25. Oktober 2019 Meran – Caldonazzo – Winterthur Seen
Nach dem Frühstück fuhr ich mit dem Regionalzug nach Meran und mit dem Bus 1 zur ältesten Seilbahn der Welt, zur Seilbahn Kohlern. Eine weite Aussicht bietet sich vom Aussichtsturm zum Eisacktal,
auf Oberbozen, St. Magdalena und Etschtal Richtung Meran. Alles kostenlos dank dem Südtirol Guest Pass. Am Nachmittag erreichte ich dann über Trento den kleinen Ort Caldonazzo. Mein Pilgern liess
ich währenden den nächsten zwei Tagen ausklingen beim Bummeln durch das Dorf und entlang dem Caldonazzosee und einem kleinen Ausflug nach Borgo Valsugana. Am Freitag bestieg ich um 08:19 den Bus
nach Trento und fuhr mit dem Eurocity nach Innsbruck. Nach weiterem Umsteigen in Feldkirch, Riedenburg, St. Margrethen, St. Gallen und Winterthur erreichte ich um 18:20 Uhr meinen Wohnort Seen.
Die Rückreise kostete €45.90+CHF19.40 (Trento-Seen 1.Kl. inkl. Sitzplatzreservation Trento-Feldkirch).