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Dienstag, 8. Oktober 2019 Winterthur Seen – Lienz in Osttirol 07:39-17:09
Während der ganzen Reise über Zürich, Innsbruck und Franzensfeste waren alle Züge pünktlich und ziemlich gut besetzt. Mein Fahrplan erlaubte mir auch ein Mittagessen in einer Bahnhofskneipe in Innsbruck, wo der SBB-Kundenbetreuer ebenfalls einkehrte und den Abschied feierte von seinem Kollegen nach 45 Berufsjahren bei den SBB. Durch das Pustertal erreichte ich gegen Abend Lienz in Osttirol. Das Zugbillett kostete CHF6.50+€69.50 (Zürich-Franzensfeste 1.Kl. inkl. Sitzplatzreservation). Hier las ich in der Zeitung, dass es gerade die dritte Fair-Trade Gemeinde Österreichs geworden ist. Dies bedeutet, dass fairer Handel unterstützt wird und Fair-Trade-Tee und -Kaffee in Sitzungen, Büros und Kantinen angeboten wird. Zudem müssen eine bestimmte Anzahl von Läden, Cafés, Catering-Betrieben o.ä. je mindestens zwei Fair-Trade-Produkte leicht zugänglich zum Kauf anbieten und es müssen Fair-Trade-Unterstützungsaktionen durchgeführt werden z.B. an Schulen und Medienberichte über Fair-Trade-Aktivitäten in der Presse vorzuweisen sein. Lienz ist auch bekannt als Sonnenstube Österreichs mit den meisten Sonnenstunden des Landes. Sie liegt am Zusammenfluss von Iser und Drau und in der kleinen Altstadt beeindruckt mich das Rathaus, das früher die Liebburg war.
Mittwoch, 9. Oktober 2019 Lienz in Osttirol – Thal (+Lienz) 09:30-14:30 13km
Nach dem Frühstück beim Badwirt des neuen Dolomitenbades beginne ich meinen herbstlichen Pilgerweg, wobei ich zum Beginn die erste Etappe etwas kürzer wählte um am späten Nachmittag nach der
Rückfahrt mit dem Zug noch etwas Zeit für die Besichtigung der kleinen Altstadt in Lienz zu haben. Schon bald ist der erste Ort Amlach mit der Kirche zur Hl. Ottilie erreicht, die früher ein viel
besuchter Wallfahrtsort bei Augenleiden war. Nicht viel später komme ich nach Leisach mit der schindelgedeckten Kirche St. Michael. Überhaupt sind im Tirol viele Kirchen schindelgedeckt. Der Ort
wurde vor 2500 Jahren erstmals besiedelt, aber 1809 von den Franzosen komplett niedergebrannt. Jetzt wird der Weg hügeliger und an Wiesen vorbei und durch Mischwälder komme ich zur
Lourdes-Kapelle und Lienzer Klause, wo sich auch ein Freiheitskämpfer-Denkmal befindet. 1809 schlugen die Tiroler die zwanzigfache Übermacht der Franzosen zurück und hinderten sie vorerst am
Vordringen ins Pustertal. Auffallend oft wandere ich an Schafherden vorbei und weiter auf der alten Pustertaler Strasse und früheren Zweig der Römerstrasse „Via Julia Augusta“ und später (nach
dem Überqueren der zeitweise verkehrsreichen neuen Pustertalstrasse) an der Drau entlang zum Tagesziel Thal. Von hier fahre ich mit dem Zug wieder zurück nach Lienz und besichtige den Ort.
Donnerstag, 10. Oktober 2019 (Lienz) Thal – Anras 09:00-15:45 18km
Nach dem Frühstück besteige ich den Zug nach Thal und beginne den Weg des heutigen Tages. Kurz nach dem Dorf mit der schmucken Josefskapelle in der Aue beginnt ein merklicher Anstieg von etwa 300
Höhenmetern zur Kirche St. Korbinian und zum Dorf Assling. Die Kirche erhielt ihr heutiges Aussehen im 15.Jh.. Seit gestern in Amlach begleiten mich bis hierher immer wieder die Zeichen des
Hoch-und-Heilig-Weges, ein 200 Kilometer langer Bergpilgerweg mit 13‘000 Höhenmetern. Hoch über dem Talboden geht es mit etwas auf und ab weiter durch Wälder und an Viehweiden vorbei zur
ursprünglich romanischen Kirche St. Justina aus dem 12. Jahrhundert, die im 14.-15. Jahrhundert gotisch umgestaltet wurde. Bereits erblicke ich die Häuser von Anras-Unterried. Auf der Pustertaler
Höhenstrasse mit wenig Verkehr laufe ich hinauf nach Marwiesen und zum Schloss Anras, der früheren Sommerresidenz der Bischöfe von Brixen.
Freitag, 11. Oktober 2019 Anras – Sillian 08:30-16:45 16km
Zuerst lockte mich die kleine Kirche St. Antoni mit dem Kreuzweg am Hügel, bevor ich mich auf den Weg machte nach Asch. In Winkl musste ich sehr lange nach dem richtigen Weg suchen (wahrscheinlich wurde die Wegmarkierung abgeholzt; ein Bauer meinte, dass dies vielen passiert und gab mir den guten Tipp: auf einem Wiesenweg an einem Bienenhaus vorbei und bei der Weggabelung am Waldrand den schmalen Waldpfad Richtung bachaufwärts zum Bach hinunter und diesen überqueren. Anschliessend weiter bachaufwärts und beim nächsten Weg scharf links hinauf laufen nach Troger). Wald, Vieh- und Schafweiden und schmucke Dörfer mit schönen Kirchen wechseln sich ab und ich geniesse den Blick auf die umliegenden Berge und ins Tal. An Orten blieben mir Strassen mit einem römischen Meilenstein und seiner Jakobskirche aus dem 13.Jh. sowie Tessenberg und Panzendorf mit seiner Burg Heinfels und einer gedeckten Holzbrücke in Erinnerung. Da am Nachmittag ruhige Asphaltstrassen vorherrschten, wählte ich ab Tessenberg eine Variante über Feldwege und einen steil hinunter führenden Waldpfad. Den letzten Teil geht es gemütlich am Ufer der Drau entlang, die hier nun deutlich jünger ist als in Lienz. Heute bin ich zum letzten Mal in Österreich, denn morgen geht's über die Grenze nach Italien.
Samstag, 12. Oktober 2019 Sillian – Toblach/Dobbiaco 08:15-16:15 20km
Nach den hügeligen Etappen der Vortage wird es nun flacher. Das Tal wird weiter und lieblicher und der Weg verläuft nun nicht mehr an den Bergflanken, sondern im Talboden. Hier ist auch der
Drau-Radweg, auf dem man am Wochenende nicht alleine ist und der über 350 km bis nach Maribor in Slowenien reicht. Ab und zu nehme ich auch eine ruhige Alternative in der Nähe. Ich durchwandere
hübsche Orte wie Arnbach, Winnebach und Vierschach mit der gotischen Kirche St. Magdalena auf einem Hügel. Zur Mittagessenszeit erreiche ich Innichen/San Candido mit der prächtigen barocken
Pfarrkirche zum hl. Michael und der romanischen wehrhaften Stiftskirche. Offensichtlich locken die "Drei Zinnen" und ihre Umgebung viel Tourismus an; jedenfalls nimmt die Hotel- und
Bergbahndichte zu. Auf dem letzten Teil befindet sich das Quellgebiet der Drau und anschliessend auch die Wasserscheide zwischen dem Schwarzen Meer (Drau-Donau) und dem Mittelmeer
(Rienz-Etsch-Adria). In Toblach übernachte ich im früheren Grand-Hotel aus dem Jahre 1877, das früher Gäste wie Komponist und Operndirektor Gustav Mahler sowie Könige Albert von Sachsen und Milan
von Serbien beherbergte und das heute eine Jugendherberge ist. Früher gab es von hier auch eine Schmalspurbahn nach Cortina d'Ampezzo und weiter nach Calalzo di Cadore, von wo Verbindungen bis
nach Venedig bestanden. Heute ist das Trassee als Radweg und Langlaufloipe noch erhalten und es wird erwogen, die Bahnlinie wieder zu reaktivieren.
Sonntag, 13. Oktober 2019 Toblach/Dobbiaco – Mittelolang/Valdaora di Mezzo 08:15-16:45 20km
Am Morgen geht's auf einem Wanderweg zur Gustav Mahler Stube, wo der Künstler oft seine Sommermonate verlebte und im nahen Komponierhäuschen die neunte und unvollendete zehnte Symphonie sowie das
Lied von der Erde erschaffen hatte. Nach einer Weile gelange zum Bad Maistatt. Das war bereits unter Kaiser Maximilian I. (1493–1519) ein sehr bekanntes Heilbad und später eine Sommerfrische des
Komponisten Gustav Mahler. Daneben steht das Kirchlein St. Johannes Nepomuk, welches mit den Eintrittsgeldern des Heilbades finanziert und im Jahre 1732 vollendet und drei Jahre später geweiht
wurde. Jetzt führt der Weg sanft hinunter nach Niederdorf/Villabassa mit der imposanten Kirche St. Stephan. Hier liegt der Freiheitskämpfer Johann Jaeger begraben, der 1810 von den Franzosen
erschossen wurde und nachher noch zwei Tage am Galgen baumelte. Recht eben laufe ich auf dem Radweg weiter und erreiche zur Mittagszeit Welsberg/Monguelfo mit der Kirche mit den Altarbildern vom
bekannten Tiroler Maler Paul Troger. Jetzt begleitet mich bereits neben der Naturstrasse der Fluss Rienz, der bald in einen Stausee mündet. Diesem entlang komme ich bald ins Dorf Oberolang und
kurz darauf nach Mittelolang. Leider erfahre ich, dass der frühere Tharerwirt Peter Sigmayr sechs Tage nach Jaeger's Tod das gleiche Schicksal erlitt und dass das Blut, das aus seinen
Schusswunden floss, zu Eiszapfen gefroren war und sein Antlitz furchtbar entstellte. Jetzt übernachte ich beim heutigen Tharerwirt und hoffe, dass sich solches nie mehr ereignet.
Montag, 14. Oktober 2019 Mittelolang/Valdaora di Mezzo – Bruneck/Brunico 08:15-12:30 11km
Zuerst besuche ich die Dorfkirche mit dem Christophorus-Fresko an der Fassade, das Denkmal von Peter Sigmayr auf dem Dorfplatz und die Kapelle am Ort, wo er erschossen wurde. Abwärts geht's nach
Niederolang, wo in alter Zeit das Gasthaus mit dem Pfarrwirt neben der Kirche bestand und das massgeblich zur Entwicklung Tourismus beitrug. Auf einem Naturweg laufe ich an der Talflanke entlang
mit Aussichten auf Nasen und Percha gegenüber. Nach dem Wald quere ich eine Skipiste, jetzt natürlich eine Wiese, vom Skigebiet Reischach und Kronplatz/Concordia und komme bald zur Lamprechtsburg
mit einer hübschen Wallfahrtskapelle. Jetzt geht's hinunter in die Rienzschlucht mit einem reizvollen Wanderweg bis nach Bruneck, wo ich zur Mittagszeit eintreffe. Anschliessend bummle ich durch
die Altstadtgassen mit ihren Stadttoren und den Kirchen sowie auf den Burghügel mit dem Schloss. Etwas Besonderes ist das Alpini-Denkmal, das an die Gebirgsjäger-Einheit erinnern soll, die im
Kolonialkrieg der Italiener in Abessinien (Äthiopien) teilnahm. Es wurde aber drei Mal zerstört (1943, 1966 + 1979) und erst die Büste, die 1980 auf einen Sockel gestellt wurde, blieb bis heute
erhalten.